Obwohl wir damals noch keine etablierte Stiftung waren, sagte er uns seine Unterstützung zu und wurde Pate für ein Hilfsprojekt für 130 kleine Strahlen-Opfer von Tschernobyl. In Minsk konnten wir mit dem Mut Genschers und 940.000 DM Spenden vielen behinderten Kindern helfen.
Als wir damals mit einer kleinen Maschine auf dem riesigen Flughafen in Weißrussland landeten, stand dort kaum ein Flugzeug. Genscher war immer zu Scherzen aufgelegt und sagte uns und seinen zwei Bodyguards: „Holt Eure Rollschuhe raus, auf dem Rollfeld könnt ihr jetzt wunderbar laufen.“
Auf dem Flug hatte uns der bis dahin am weitesten gereiste deutsche Politiker noch erzählt, dass er als Kind in Halle an der Saale alle Bände von Karl May gelesen hatte und sich niemals erträumt hatte, selbst einmal so viel zu reisen wie Karl May in seiner Fantasie.
Er war immer nahbar, gesprächsbereit, neugierig – ein echter Menschenfreund.
So lange er aktiv in der Politik war, stand er ganz normal im Telefonbuch. „Damit die Leute mich anrufen können“, sagte uns Genscher.
Jetzt können wir ihn nicht mehr anrufen, nicht mehr um Rat fragen.
Hans-Dietrich Genscher ist am 31. März 2016 gestorben.
Das letzte Mal sah ich ihn im November letzten Jahres in Düsseldorf beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis. Genscher war schon schwächer, kam im Rollstuhl auf die Bühne. Doch er füllte wieder den Saal. Selbst im Sitzen überragte er uns alle. Sein Optimismus war trotz allem bis in die letzte Reihe zu spüren, seine Botschaft ganz klar: „Hört auf mit dem Jammern, niemals zuvor gab es bei uns länger Frieden und Freiheit und Wohlstand als heute.“
Die Stiftung RTL – Wir helfen Kindern trauert um ihren herausragenden Paten Hans-Dietrich Genscher.
Wir werden sein Andenken stets dankbar in Ehren halten.