Tageszentrum für Kinder

Patin Katia Saalfrank

Tageszentrum für Kinder

Der schwierige Weg Litauens von der Befreiung aus sowjetischer Herrschaft über die totale Umstellung des Wirtschaftssystems und hin zum Status eines vollberechtigten Mitglieds der Europäischen Union hat große Zukunftshoffnungen aber auch dramatische Umwälzungen und Notlagen mit sich gebracht. Massenentlassungen, chronische Arbeitslosigkeit, und die Auswanderung vieler qualifizierter Arbeitskräfte trieben das Land in die wirtschaftliche und soziale Krise.

Wie so oft, sind die Kinder und Jugendlichen aus sozial schwachen Familien die ersten Opfer. Die Familienstrukturen sind durch zunehmende Verelendung, Verlust von Arbeitsplätzen und Auswanderung vielfach zusammengebrochen. Viele Kinder und Jugendliche befinden sich in extremen sozialen Notlagen.

Mit den Spenden soll das erste Tageszentrum für gefährdete Kinder in der Stadt Klaipeda an der Ostseeküste gebaut und eingerichtet werden. In dem von Sozialarbeitern betreuten Zentrum werden Kinder und Jugendliche aus sozialen Risikofamilien nach der Schule aufgefangen und ihnen eine Anlaufstelle geboten.

Die Kinder erhalten ein warmes, gesundes Mittagessen, saubere Kleidung und medizinische Notbetreuung. Besonders wichtig ist es auch, ihnen einen regelmäßigen Schulbesuch und eine Ausbildung zu ermöglichen, damit sie eine Zukunft haben. Im Tageszentrum können sie Hausaufgaben machen, versäumtem Schulstoff nachholen, Hilfe bei Lernschwächen annehmen, Freizeitangebote im künstlerisch kreativen oder sportlichen Bereich und gegebenenfalls auch psychologische Betreuung erhalten, zum Beispiel mit Hilfe von Musik- oder Maltherapie. Hier sollen sie aber auch ganz Alltägliches, was ihnen zu Hause keiner wirklich beigebracht hat, lernen dürfen, wie etwa Kartoffeln schälen, Kuchen backen, Wohnungs-schäden reparieren und andere handwerkliche Fähigkeiten. Es ist beabsichtigt, auch fünf Notschlafplätze einzurichten. Die Hilfe soll sich auch auf solche Kinder beziehen, die zeitweilig auf der Straße oder der Müllhalde leben.

Halt statt Gewalt

Zusätzlich entstehen zunächst zwei Familienhäuser, welche völlig verlassenen Sozialwaisen ein neues Zuhause geben können. In den Familienhäusern soll jeweils eine Gruppe von Kindern mit ihren Pflegeeltern in familiengerechten Strukturen leben. Denn auch mit Hilfe intensiver sozialer Betreuung gelingt es häufig nicht mehr, eine Rückkehr in die ursprüngliche Familie zu erreichen. In den neuen Familienhäusern sollen Lebensperspektiven geschaffen werden. In der neuen Umgebung dürfen sie einen stabilen, strukturierten Alltag mit verlässlichen Erwachsenen erleben. Hier werden sie dann - viele von ihnen sicherlich zum ersten Mal - die Geborgenheit einer zuverlässigen Familie erfahren. Halt statt Gewalt und Unzuverlässigkeit.

Die neuen Strukturen erlauben dann auch einen regelmäßigen Schulbesuch. In einem geschützten Rahmen können darüber hinaus psychische Wunden heilen. In vielen Fällen wird zusätzlich eine therapeutische Begleitung nötig sein.

Ein Standort am Rande von Klaipeda ist vorgesehen, so kann die bestehende städtische Infrastruktur genutzt werden, und die Kinder wachsen in einem "normalen" Umfeld aber abseits der schlimmsten Elendsgebiete auf. Nach intensiven Gesprächen mit den städtischen Sozialbehörden wurde ein passendes Stück Land für das Projekt reservie