Schutzzentrum für Mädchen in Kenia

Patin Natalia Wörner

"RTL – Wir helfen Kindern“ 2011: Projekt-Patin Natalia Wörner

"RTL – Wir helfen Kindern“ 2011: Projekt-Patin Natalia Wörner

Errichtung eines Schutzzentrums für misshandelte und missbrauchte Mädchen in Kenia

Schauspielerin Natalia Wörner (43) engagiert sich als Patin von „RTL – Wir helfen Kindern“ gegen sexuelle Gewalt an Mädchen und junge Frauen in Kenia. Mit den Spenden, die „RTL – Wir helfen Kindern“ 2011 sammelt, soll der Neubau des Tumaini-Schutzzentrum in Meru – ein Projekt der Kindernothilfe - finanziert werden. „Es ist unvorstellbar, dass Vergewaltiger von Kindern in Kenia so leicht davonkommen. Das hat politische, strukturelle und traditionelle Gründe. Das neue Schutzhaus wird vorübergehend zum Zuhause der Kinder. Wir können den Mädchen und jungen Frauen dort bei der Heilung ihrer seelischen und körperlichen Wunden umfassend und nachhaltig helfen.“

Bei einem Besuch Ende Februar 2011 in Meru, einer Stadt im Zentrum Kenias, hat sich Natalie Wörner ein Bild von der schwierigen Situation der Mädchen und jungen Frauen gemacht.

Gewalt, Genitalverstümmelung und Frühverheiratung sind grausame Tradition

Mädchen sind in Kenia weniger wert. Familiäre Hierarchie und Traditionen sind in Meru tief verwurzelt. Frauen und Mädchen werden vor diesem Hintergrund oft klein gehalten und diskriminiert. Ihre Rechte werden missachtet. Viele Mädchen leiden unter Gewalt, Vergewaltigungen und Misshandlungen. Genitalverstümmelung und die Frühverheiratung sind grausame Traditionen, die jungen Mädchen großes Leid zufügen. Dazu gehört auch die Ansteckung mit HIV. Gewalt gegenüber Frauen ist allgegenwärtig und gilt zudem als Tabuthema. Niemand spricht darüber.

Im bestehenden Tumaini-Schutzzentrum finden die Betroffenen die so notwendige Hilfe. Doch das kleine Haus soll verkauft und anderweitig genutzt werden. Der Bau eines neuen Schutzzentrums ist daher dringend notwendig. Neben der besseren Ausstattung, ist die Unabhängigkeit, die ein neues Gebäude bieten kann, der wichtigste Faktor.

Natalie Wörner und „RTL - Wir helfen Kindern“ wollen nun gemeinsam den Neubau Wirklichkeit werden lassen. Nur so kann noch mehr Mädchen und jungen Frauen geholfen werden und weiter daran gearbeitet werden, dass ein Umdenken in der kenianischen Gesellschaft stattfindet.

Das Tumaini Zentrum – ein Zuhause für kurze Zeit

Die Mädchen, die zurzeit im Tumaini-Zentrum leben, haben Furchtbares erlebt. Sie brauchen Schutz und Rat. Im Zentrum lebt zum Beispiel zurzeit ein minderjähriges Mädchen, das mehrmals operiert werden muss, nachdem es grausam vergewaltigt wurde. Die anderen Mädchen warten das Ende der Gerichtsprozesse gegen ihre Peiniger ab. Eine 15-Jährige lebt seit ein paar Wochen hier. Sie wurde von ihren Eltern verstoßen, weil ihr Cousin sie geschwängert hat.

Bis zu 30 Mädchen finden im Tumaini-Zentrum vorübergehend ein Zuhause. Die Eltern oder Erziehungsberechtigten werden mit eingebunden. Gemeinsam mit ihnen, den Sozialarbeitern und den Mädchen werden Lösungen erarbeitet, wie die Mädchen wieder in ihre Familien zurückkehren können. Die Mädchen sollten nicht länger als sechs Wochen im Zentrum bleiben, weil sie sonst zu sehr aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen werden und sich nicht mehr in ihrem normalen Leben zurechtfinden. Dennoch geht die Betreuung natürlich weit über diese intensive Phase in den ersten sechs Wochen hinaus. Auch außerhalb des Zentrums bekommen sie Gruppen- oder Einzeltherapien und erhalten fortwährend juristische Beratung.

Medizinische, psychologische und juristische Hilfe im Tumaini-Zentrum

Bei Ankunft im Zentrum werden die Mädchen medizinisch versorgt, dann können die seelischen Wunden heilen. Regelmäßig kommt eine Ärztin ins Tumaini-Zentrum. Sie behandelt die Mädchen mit der nötigen Sensibilität. Aber auch die angestellten Sozialarbeiterinnen, haben gelernt, wie sie die jungen Mädchen medizinisch versorgen können. Sie wissen, mit jugendlichen Schwangeren oder HIV-positiven Mädchen umgehen. Sie verabreichen Medikamente, die verhindern, dass sich die Säuglinge im Bauch der Schwangeren mit HIV infizieren. Gleichzeitig werden die Mädchen psychologisch betreut. Auch die Erziehungsberechtigten der Mädchen werden mit einbezogen. Zudem steht den Mädchen eine kompetente Rechtsberatung zur Verfügung, die ihnen hilft, dass die Täter verurteilt werden.

Alle Mädchen besuchen weiterhin Schulen, damit sie nicht wie sonst in Folge der Schwangerschaft die Schule abbrechen. Auch Kurse, Workshops und Seminare werden angeboten. Dort lernen sie zum Beispiel Schneidern, den Umgang mit Computern oder selbstbewusst für ihre Rechte einzutreten, damit sie gestärkt in ihren Alltag zurückkehren können.

Die Arbeit des Zentrums über die Mauern des Gebäudes hinweg sehr wichtig: Gewalt gegen Mädchen und Frauen wird in der Bevölkerung noch immer totgeschwiegen wird. Deshalb ist neben der unmittelbaren Betreuung der Mädchen die Aufklärungsarbeit die zweite zentrale Aufgabe des KINDERNOTHILFE-Projekts. So wird die Bevölkerung durch eine Zeitungskolumne, eine eigene Radiosendung sowie in Workshops und Informationsveranstaltungen über Kinder- und Frauenrechte, sexuelle Gewalt, HIV/Aids und über die schädlichen Folgen von Frühverheiratung und Genitalverstümmelung aufgeklärt. Mädchen lernen, sich zu wehren. In 30 Kinderclubs erhalten die Kleinen zusätzliche Schulungen, um ihr Wissen weiter zu verbreiten und andere Kinder aufzuklären. Im Focus der Aufklärungsarbeit liegt zudem der Kontakt zu Personen in Schlüsselpositionen wie den Ältestenrat oder Beschneiderinnen. Nur wenn sich ihre Denkweise ändert, kann sich die Situation der Mädchen langfristig verbessern. So werden 100.000 Menschen informiert und für die Thematik sensibilisiert und leisten so einen Beitrag dazu, Kinderrechte zu garantieren und Missbrauchsfälle zu reduzieren.