Sämtliche Bilder: RTL/picture alliance/Gregor Fischer
Der kleine Moritz wird vermutlich niemals laufen können. Seit seiner Geburt kann der Siebenjährige aufgrund einer Nervenschädigung seine Beine nicht bewegen. Einmal pro Woche besucht er mit seiner Mutter Nina den Tierhof in Ohrensen, in der Nähe von Hamburg. Ziegen füttern, streicheln und versorgen, mit Hunden spielen und einen Ausritt machen – diese Erlebnisse, der Körperkontakt mit den Tieren wirken sich positiv auf Moritz Gesundheitszustand aus. „Hier kann Moritz für wenige Stunden ein ganz normales Kind sein. Tiere machen keinen Unterschied, ob ein Mensch mit oder ohne Beeinträchtigung vor ihnen steht“, so Monica Lierhaus, die als Projektpatin von „RTL – Wir helfen Kindern“ den Tag gemeinsam mit Moritz auf dem Tierhof verbringt. Die 53-jährige Moderatorin ist seit einer schicksalhaften Hirnoperation selbst beeinträchtigt und kann nachvollziehen, wie sich Moritz bei den Tieren fühlt. „Tiertherapien sind sehr wichtig. Mich haben Tiere auch immer sehr beruhigt. Ich habe schon mit Pferden und Delfinen gearbeitet und das hat mir Ruhe gegeben.“
Doch Tiertherapieplätze sind in Deutschland knapp, die Wartelisten werden immer länger. Der leitende Therapeut Sebastian Cramer würde gerne das bestehende Angebot in Ohrensen ausbauen. Dabei will ihn Monica Lierhaus unterstützen. Beim RTL-Spendenmarathon am 16. und 17. November 2023 wird sie daher die Zuschauer:innen bitten für den Therapiehof zu spenden: „Eine Therapie mit Tieren ist für Kinder wie Moritz unglaublich wichtig. Wir brauchen daher mehr Tiertherapieplätze für Kinder mit körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen! Deshalb bitte ich Sie: Helfen Sie und spenden Sie!“
Mit den gesammelten Spenden möchte die „Stiftung RTL – Wir helfen Kindern e.V.“ gemeinsam mit dem „Förderverein Helfende Tiere e.V.“ das Tierhof-Grundstück in Ohrensen kaufen, um damit den Fortbestand des Hofes und des therapeutischen Angebots zu sichern. Zusätzlich soll ein weiteres gut ausgebildetes Therapiepferd sowie Ziegen inklusive aller nötigen Materialien angeschafft werden, um mehr Kindern und Jugendlichen die Therapieangebote zu ermöglichen. Außerdem ist eine Erweiterung und Optimierung der Angebote durch verschiedenste reit- /therapeutische Elemente und entsprechender Materialien sowie spezialisierende Fortbildung der Fachkräfte geplant.
Hintergrund
Eine ideale Umgebung, um die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen mit Handicap zu fördern, die in vielerlei Hinsicht immer noch benachteiligt sind, sind die Bereiche Tiere, Natur und Erlebnisse. Diese sind die Komponenten, aus denen sich die tiergestützte Erlebnispädagogik zusammensetzt. Im Mittelpunkt stehen hierbei Erlebnis und spielerisches Lernen mit dem Tier und in der Natur, welche Kinder und Jugendliche emotional, sozial, motorisch und kognitiv bereichern und ihnen Kompetenz und Sicherheit im Umgang mit dem Tier geben. Auf spielerische Weise lernen besonders Kinder das Verhalten der Tiere und deren Bedürfnisse kennen und einschätzen.
Tiere motivieren Kinder und Jugendliche zu gemeinsamen Aktivitäten und animieren sie, sich und ihre bisherigen Grenzen zu spüren und in der Interaktion zu erweitern. Es entsteht ein Körperbewusstsein, welches sich im Entwicklungsprozess positiv auf den eigenen Bewegungsapparat auswirkt. Tiere sind Partner, die viele Bedürfnisse befriedigen können: Sie erfüllen den Wunsch nach Nähe und Akzeptanz, spenden Wärme, Trost und geben authentische Rückmeldung. So findet eine Beziehungsanbahnung statt, die für die weitere Arbeit von großer Bedeutung ist. Im Umgang mit den Tieren bieten sich Gesprächsanlässe, die die Kommunikation miteinander fördern. Es findet eine lebendige und bewegungsaktive Wissensvermittlung über das eigene Handeln mit den Tieren und in der Natur statt, die Verantwortung und Respekt fördert. Kinder und Jugendliche finden durch das Zusammensein, das „sich Kümmern“ um das Tier, ihre innere Gelassenheit. Sie lernen, die Tiere zu beobachten und zu verstehen und dabei zur Ruhe zu kommen und Entspannung zu finden. Sie schulen ihre Wahrnehmung und lernen selbst Gefühle zu zeigen. Die Pflege des Tieres vermittelt die Erfahrung, gebraucht zu werden und Verantwortung zu übernehmen. Durch den vorbildlichen Umgang werden Menschen angeregt, achtsam mit Tieren umzugehen, so dass Ehrfurcht und Respekt vor Mitgeschöpfen, Einfühlungsvermögen und die Bereitschaft, Verantwortung für andere Lebewesen zu übernehmen, als Basiskompetenzen erlernt werden.
In tiergestützten Einzel-, Doppel- oder Gruppensettings mit tierischen Begleitern werden kleine Menschen dort abgeholt, wo sie stehen und in ihrer körperlichen, seelischen, geistigen und sozialen Entwicklung begleitet. Hierbei steht die ganzheitliche und individuelle Entwicklung mit den tierischen Begleitern, den Ziegen, Pferden und Hunden, im Vordergrund. Die Hauptakteure sind die „Helfenden Tiere“.
Aktuell werden rund 150 Klient:innen im Alter von drei bis 18 Jahren unter anderem auf dem Therapiehof in Ohrensen begleitet. Der Großteil sind Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen Förderbedarfen.
Auf dem Hof findet eine professionelle Begleitung durch Fachkräfte statt. Als tierische Begleiter leben dort sechs Ponys/Pferde und zwei Zwergziegen, die in freien Begegnungen und zur Beobachtung als „tierische Begleiter“ eingesetzt werden. Die Hunde leben bei ihren Familien, sind aber auch häufig am Therapiehof anzutreffen. Sie werden gezielt in Einzel- oder Gruppensettings eingesetzt. Auf der Warteliste stehen aktuell rund 25 Klient:innen, denen zurzeit kein Therapieplatz angeboten werden kann. Die Wartezeit beträgt aktuell neun bis zwölf Monate.
„Stiftung RTL – Wir helfen Kindern e.V.“ und der RTL-Spendenmarathon
Seit 1996 engagiert sich RTL für Not leidende Kinder in Deutschland und der ganzen Welt. Sämtliche Kosten für Personal, Produktion und Verwaltung, die rund um die „Stiftung RTL – Wir helfen Kindern e.V.“ und den dazugehörenden RTL-Spendenmarathon entstehen, trägt RTL Deutschland. So fließt jeder Cent der gesammelten Gelder ohne Abzug in ausgewählte Kinderhilfsprojekte. Dafür stehen die Stiftung RTL und der RTL-Spendenmarathon, die längste Charity-Sendung im deutschen TV. Jedes Jahr wird die Stiftung durch das Deutsche Zentralinstitut für Soziale Fragen (DZI) geprüft und trägt seit 2002 das begehrte DZI-Spendensiegel. In den vergangenen Jahren konnten mehr als 266 Millionen Euro gesammelt werden. Die „Stiftung RTL – Wir helfen Kindern e.V.“ förderte damit hunderte Kinderhilfsprojekte. Hunderttausenden Not leidenden Kindern in Deutschland und aller Welt wurde so nachhaltig geholfen.
Förderverein Helfende Tiere e.V.
Der Förderverein Helfende Tiere e.V. wurde 2015 unter anderem mit dem Ziel der Koordination aller Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur für tiergestützte Interventionen gegründet. Der Verein hat in den vergangenen Jahren viele kleinere und größere Projekte für Kinder und Jugendliche realisieren können wie z. B. „ Im Trab Richtung Schule“ – ein Projekt zur Förderung der Schulfähigkeit sowie Finanzierung einzelner tiergestützten Therapien.