Foto: STERN

„Ich hatte mit meiner ganzen Familie 2016 einen sehr schlimmen Autounfall. Ein anderes Auto hat uns auf der Autobahn ausgebremst. Dann haben wir uns mehrfach überschlagen. Das ist einfach immer in meinem Kopf“, berichtet die jetzt 15-jährige Jana der Schauspielerin Ursula Karven, die als Projektpatin von „RTL – Wir helfen Kindern“ das Therapiezentrum „Ankerland“ in Hamburg besucht. In der Einrichtung werden schwer traumatisierte Kinder und Jugendliche rein Spenden finanziert intensivtherapeutisch begleitet. „Meine Schwester war 13 und ich war neun. Wir dachten, dass unsere Mutter tot sei, denn sie war bewusstlos und hat sich nicht bewegt – auch Stunden und Tage später dachte ich, sie ist tot. Mein Vater war bei dem Unfall eingeklemmt und so unter Schock, dass er nicht reden konnte. Nur meine Schwester und ich waren soweit ok und ansprechbar. Ich bin an die Straße gerannt und habe geschrien und geweint. Ich bin zusammengebrochen, ich dachte mein altes Leben sei vorbei, wie ein Alptraum. Aber so war es nicht, es war alles echt – und der Alptraum ist auch Jahre später nicht geendet. Ich weiß noch jede Sekunde ganz genau. Körperlich hatte ich nichts, aber mir ging es sehr, sehr schlecht, aber um meine Seele hat sich damals keiner gekümmert“, berichtet Jana – auch Jahre nach dem traumatisierten Ereignis sichtlich ergriffen von den Erinnerungen – weiter. Der Unfall, der vermeintliche Verlust der Mutter und die Sorge um den Vater hat bei Jana zu einer schweren Form einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) geführt. Durch diese Störung war es für die Schülerin unmöglich, ohne großen psychischen Stress über das Erlebte zu sprechen, ohne es erneut in einem sog. Flashback intensiv zu durchleben. Bis zu ihrem 13. Lebensjahr hat Jana nie das Durchlebte verarbeitet. Erst durch die intensive Betreuung im „Ankerland“ hat Jana angefangen sich heilsam ihrem Trauma anzunähern. „Nach außen habe ich immer so getan, als ginge es mir gut. Erst hier konnte ich mich öffnen und die Last von Flashbacks und allem anderen von meinen Schultern reden. Vorher ging es mir richtig schlecht, ich habe mich selbst verletzt und hatte auch Selbstmordgedanken. Ich sah keinen Ausweg, keine Zukunft für mich! Die negativen Gefühle und Gedanken in mir haben mich einfach beherrscht und mich innerlich aufgefressen. Nur hier im Ankerland hat man gesehen, wie schlecht es mir wirklich ging, sie haben mich wieder auf die Beine gestellt und sind bis heute meine Stütze.“

Ursula Karven geht die Schilderung von Jana sichtlich nahe, schließlich hat die 57-Jährige sehr ähnliche Erfahrungen gemacht: „Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass Hilfe bei Traumata unendlich wichtig ist! Vor sechs Jahren bin ich bei Dreharbeiten vom Pferd gefallen und habe mir das Genick gebrochen. Ich bin soweit körperlich geheilt, aber auch mir wurde danach eine PTBS diagnostiziert. Man spürt, da ist etwas, dass größer ist als man selbst, das kann man nicht kontrollieren! Ich habe mich völlig aus dem Leben zurückgezogen. Doch irgendwann merkte ich, das schaffe ich nicht allein und habe mich behandeln lassen. Hilfe annehmen und bekommen ist unendlich wichtig. Es ist so toll, dass es Einrichtungen wie ‚Ankerland‘ gibt, in denen man sinnbildlich den Anker werfen kann, der auch hält und betroffenen Kindern Sicherheit vermittelt. Ich bin total begeistert, welche Wärme hier vermittelt wird. Wie sollen sich Kinder sonst von dem Schlimmsten, was einem nur widerfahren kann, wie auch Missbrauch oder sexuelle Gewalt, erholen, wenn nicht mit solch professioneller Hilfe. Das ist ein Geschenk und ich bin unendlich dankbar!“

Foto: STERN

Spendenaufruf beim RTL-Spendenmarathon am 18./19. November 2021 und im STERN Ausgabe 46/21 vom 11. November 2021

„Liebe Zuschauer, wir wollen noch mehr schwer traumatisierten Kindern und Jugendlichen wie Jana helfen. Bitte spenden Sie jetzt!“, ruft Ursula Karven am Ende ihres Besuches bei „Ankerland“ auf. Die Schauspielerin wird zudem live beim RTL-Spendenmarathon am 18./19. November zu Gast sein und von ihrem Projekt berichten. Der STERN berichtet mit einer bewegenden Reportage in der Ausgabe vom 11. November ebenfalls über das Projekt und ruft zu Spenden auf: STERN-Reporter Andreas Albes schildert das Schicksal eines jungen Mannes aus Somalia, der nach den traumatischen Erfahrungen auf seiner Flucht nun durch eine Therapie bei Ankerland neuen Lebensmut fasst.

Gemeinsam wollen die Stiftung STERN und RTL nun Spenden sammeln, damit das Therapieangebot ausgebaut werden kann. Denn die intensivtherapeutische Arbeit ist kein Bestandteil der Regelversorgung und um allen Betroffenen, unabhängig von ihrer finanziellen Situation zur Seite stehen zu können, ist das Projekt auf Spenden angewiesen.

Foto: STERN

Hintergrund

Gewalt, Missbrauch, Vernachlässigung, Krieg, Terror, ein Unfall, eine Naturkatastrophe oder andere traumatische Erfahrungen können schwere seelische Verletzungen verursachen. Etwa 1,5 bis 5 Prozent der Kinder und Jugendlichen im deutschsprachigen Raum leiden unter einer posttraumatischen Belastungsstörung. Allein auf Hamburg bezogen bedeutet dies eine Anzahl von etwa 5.000 bis 10.000 Kindern und Jugendlichen.  Die Zeit heilt nicht alle Wunden und unbehandelt leiden viele junge Menschen ein Leben lang an den Folgen. Angstzustände, Schulprobleme, Sucht, Selbstzweifel bis hin zum Selbstmordversuch beeinträchtigen die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit. Später drohen vermehrt körperliche Krankheit, oft Arbeitslosigkeit oder Kriminalität. Dieser Kreislauf macht Gewaltopfer häufig auch zu späteren Tätern.

Ankerland e. V.

Das Ankerland Trauma-Therapiezentrum in Hamburg hilft schwer traumatisierten Kindern und Jugendlichen mit einem einzigartigen Therapiekonzept, wieder auf festen Boden zu gelangen. Kinder und Jugendliche werden intensiv-therapeutisch und ganzheitlich, kostenfrei im Trauma-Therapiezentrum behandelt. In der Therapie erfahren die Kinder, dass ihr Verhalten und psychische Belastungen angesichts der schlimmen Erlebnisse normal sind. Sie lernen zu verstehen, was in ihrem Inneren passiert und was sie tun können, um Störungszeichen wie Flashbacks und Dissoziationen nicht mehr hilflos ausgeliefert zu sein. Manchmal dauert es Jahre, bis die Kinder erstmals wieder auf festem Boden ankommen. Am Anfang steht die Diagnostik, dazu kommen gesprächsorientierte Therapie, Körper- und Kreativtherapie. Zum Beispiel kann die Kunsttherapie helfen: Sie bedeutet Heilung durch schöpferische Kraft. Das Unaussprechliche wird sichtbar: bedrohliche Gefühle, Ohnmacht und Wut dürfen über Farben oder Materialen nach draußen. Dabei wird die Selbstwirksamkeit der Patient:innen kontinuierlich bekräftigt. Drei Hilfsangebote werden bei Ankerland unter einem Dach vereint: das erste intensivtherapeutische Trauma-Therapiezentrum, das Trauma-Beratungszentrum als wichtige Anlaufstelle für Eltern, Pflege- und Adoptiveltern und andere Bezugssysteme sowie das Trauma-Info-Telefon für Hilfe- und Ratsuchende.

„Stiftung STERN – Hilfe für Menschen e.V.“

Seit fast 50 Jahren engagiert sich der STERN mit unterschiedlichsten Hilfsaktionen für Menschen in Not. Es begann mit dem Kampf gegen die Hungersnöte in Äthiopien. Ein mehrjähriges Projekt für krebskranke Kinder folgte, und 1990 sammelte der STERN Millionen für das frierende Russland im Umbruch. Ob es um Elend in Bosnien ging oder um das Jahrhundert-Hochwasser an der Elbe im Jahr 2002 – stets spendeten die STERN-Leser:innen großzügig, um zu helfen. Inspiriert durch die große Hilfsbereitschaft entschloss sich der STERN im Dezember 2003, das karitative Engagement zu optimieren und gründete einen eigenen unabhängigen Verein: die Stiftung STERN – Hilfe für Menschen e.V. Seitdem förderte der Verein zahlreiche Hilfsprojekte im In- und Ausland. Das Arbeitsprinzip der Stiftung ist einzigartig: STERN-Reporter:innen berichten weltweit von Menschen in Not, überzeugen sich vor Ort von Hilfsprojekten und bürgen dafür, dass die Spenden sinnvoll verwendet werden. Mehr Informationen unter www.stiftungstern.de.