Hilfe für kleine Schlaganfallpatienten

Guido Maria Kretschmer

„Wir als Gesellschaft sind doch verpflichtet aufeinander aufzupassen.“

So hat man Modedesigner Guido Maria Kretschmer noch nie erlebt. Ausgelassen trommelt der „Shopping Queen“-Star und „Supertalent“-Juror mit Christian (9), Darleen (12), Hanna (8) und Kim (8) auf verschiedenen Instrumenten herum. Es wird gesungen, gelacht und gescherzt. Die vier Kinder teilen ein seltenes Schicksal: Sie alle haben einen Schlaganfall erlitten. Offiziell sind Jahr für Jahr allein in Deutschland 300 Kinder betroffen. Die Dunkelziffer liegt wesentlich höher.

Stardesigner Guido Maria Kretschmer ist Pate der Stifung "RTL - Wir helfen Kindern" und besuchte für das Projekt "Musiktherapie für Kinder mit Schlaganfall" das Neurologische Rehabilitationszentrum Friedehorst in Bremen.

Stardesigner Guido Maria Kretschmer ist Pate der Stifung "RTL - Wir helfen Kindern" und besuchte für das Projekt "Musiktherapie für Kinder mit Schlaganfall" das Neurologische Rehabilitationszentrum Friedehorst in Bremen.

Dass auch Kinder von dieser Durchblutungsstörung im Gehirn betroffen sein können, wissen selbst die meisten Ärzte in Deutschland nicht. Guido Maria Kretschmer hingegen ist die Problematik bekannt: „Der Sohn eines guten Freundes hat im Alter von 15 Jahren einen Schlaganfall erlitten. Ich weiß daher, wie einer Familie dadurch der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Es ist schlimm, dass dieses Thema in Deutschland so wenig präsent ist." Oft dauert es sehr lange bis der Schlaganfall erkannt ist und eine optimale Behandlung und Therapie angesetzt werden kann. Als Pate von „RTL – Wir helfen Kindern“ setzt sich Guido Maria Kretschmer dafür ein, dass den betroffenen Familien durch verbesserte Therapiemöglichkeiten geholfen wird.

Einen Tag hat Guido Maria Kretschmer das Neurologische Rehabilitationszentrum Friedehorst in Bremen besucht und sich ganz viel Zeit für die kleinen Schlaganfall-Patienten genommen. Hanna (erlitt mit 1 ½ Jahren einen Schlaganfall, den die Ärzte nicht bemerkten) erklärt ihm wie sie trotz ihres gelähmten Armes ein Brötchen aufschneiden oder Apfelsaft in ein Glas gießen kann. Und Kim (ist seit einem Schlaganfall im Mutterleib stark geistig und körperlich behindert) zeigt ihm stolz wie sie dank jahrelanger Therapie die ersten eigenen Schritte gehen kann. Bis dahin war es ein weiter Weg und Kims Eltern berichten, wie viele unzählige Hürden sie oft an den Rand ihrer Kräfte gebracht haben. „So ein Tag hier geht nicht spurlos an einem vorüber und die Schicksale der Familien gehen mir sehr zu Herzen. Aber das Schöne ist, dass ich hier auch ganz viel Liebe erlebt habe. Ich habe Familien kennenlernen dürfen, die stark sind, zusammenhalten und lieben. Kim und Hanna sind zwei ganz zauberhafte Mädchen, echte Kämpfernaturen. Hätte es in unserer Familie ein Kind mit Behinderung gegeben, wären wir auch eine liebende Einheit gewesen. Wir alle sind dazu aufgerufen diese Familien zu unterstützen und zu stärken“, so Guido Maria Kretschmer. „Es kann doch nicht sein, dass mitten in Deutschland so viele Familien allein gelassen werden. Wir als Gesellschaft sind doch verpflichtet aufeinander aufzupassen und etwas zu unternehmen.“

Beim RTL-Spendenmarathon am 21. und 22. November wird Guido Maria Kretschmer über seine Erfahrungen mit Kim, Hanna und den anderen Kindern berichten und die Zuschauer aufrufen zu spenden. Mit dem gesammelten Geld will „RTL – Wir helfen Kindern“ gemeinsam mit der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe vor allem die Musiktherapie umfassend verbessern. Am Neurologischen Rehabilitationszentrum (NRZ) Friedehorst und in der Schön Klinik Vogtareuth sollen eigene Räume für Musiktherapie eingerichtet und mit Klangstuhl, Klavier, Gitarren und ähnlichen geeigneten Instrumenten ausgestattet werden. Zusätzlich sollen Musiktherapeuten eingestellt werden. Die Musiktherapie wird die Möglichkeiten des NRZ Friedehorst um einen wichtigen Baustein ausweiten. Mit diesem Projekt ist es möglich, eine größere Anzahl von Kindern und Jugendlichen pro Jahr musiktherapeutisch zu versorgen. Einmal pro Jahr soll dort zusätzlich zur laufenden Therapie ein viertägiger musiktherapeutischer Workshop angeboten werden, an dem Kinder aus ganz Deutschland teilnehmen und mit prominenten Musikern arbeiten können. Die Erfolge sollen am Ende des Workshops öffentlich präsentiert werden.

Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe

Die Musiktherapie ist eine eigenständige Heilmethode, die sehr positive therapeutische Wirkungen bei Schlaganfallpatienten erzielt. Sie ist als psychotherapeutische Therapie zu charakterisieren (lt. Deutsche Musiktherapeutische Gesellschaft DMtG, Berlin) und dient der Wiederherstellung und Förderung seelischer, körperlicher und geistiger Gesundheit und wird von fundiert ausgebildeten Musiktherapeuten ausgeübt.

Man unterscheidet zwei Therapieformen: Rezeptive Musiktherapie erzielt therapeutische Wirkung durch das Hören von Musik. Aktive Musiktherapie erzielt Erfolge, in dem sie den Patienten zum eigenständigen Musizieren motiviert, ohne einen pädagogischen oder künstlerischen Zweck zu verfolgen. Die Patienten machen neue Körper- und Wahrnehmungserfahrungen.

Kinder lieben die Musiktherapie, da sie Spaß macht und ihnen ermöglicht, auf ihr Inneres und ihre Gefühle zu achten. Bewegungen fallen leichter, weil sie spielerisch ablaufen und sich nach der rhythmischen Struktur der Musik richten. Das aktive Hören verstärkt nicht nur die Bereitschaft zur Bewegung, sondern schult auch Aufmerksamkeit und Konzentration. Entspannung, verbesserte Körperfunktionen und mehr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten sind weitere positive Effekte. In der Praxis werden sehr positive Erfolge erzielt, sodass die Musiktherapie in modernen medizinischen Institutionen (Neurologie, Psychosomatik, Akutkrankenhaus) nicht mehr wegzudenken ist und vielfach elementarer Bestandteil des jeweiligen Behandlungskonzeptes ist.

Hintergrundinfos Schlaganfall

Fast 270.000 Bundesbürger erleiden jährlich in Deutschland einen Schlaganfall, etwa 300 Kinder sind pro Jahr betroffen. Fast ein Drittel davon sind Neugeborene. Ein Schlaganfall wird durch Durchblutungsstörungen im Gehirn hervorgerufen: Hirnversorgende Gefäße (Arterien) sind verstopft, reißen oder platzen. Die daraus folgende Minderversorgung der Gehirnzellen mit Sauerstoff und Nährstoffen lässt wichtige Funktionen des Gehirns schlagartig ausfallen und Zellen beginnen abzusterben. Ein Schlaganfall kann die Patienten jederzeit ereilen: im Mutterleib, während der Geburt, auf dem Fußballplatz, auf der Schaukel. Die Folgen sind dramatisch: Lähmungen, Sprachverlust, epileptische Anfälle. Auch Schulprobleme, Verhaltensstörungen, extrem beanspruchte Eltern und Geschwister belasten die kleinen Patienten und betroffenen Familien. Ereignet sich die Erkrankung in der Kindheit, dominieren eher körperliche Beschwerden und Verhaltensauffälligkeiten.

Ein akuter Schlaganfall im Jugendalter greift stark in den Alltag des Kindes und seiner Familie ein, werden doch alle bisherigen Lebensplanungen wie Schule und Beruf in Frage gestellt. Diese Kinder kennen den Unterschied zu ihrem „Leben davor" sehr genau, haben oftmals sichtbar motorische Einschränkungen und zeigen dann verschiedene Verhaltensprobleme. Kommt es dagegen bereits in den ersten Lebensmonaten zu einem Schlaganfall, dann gehen damit langfristige soziale und emotionale Entwicklungsverzögerungen einher. Denn schon im Kindergartenalter prägen sich die sozial-emotionalen Kompetenzen aus, um psychische Störungen abzumildern oder einzuschränken. Können sich diese durch einen Schlaganfall nicht angemessen ausbilden, so kann man Konsequenzen für die Bewältigung anderer Aufgaben in der kindlichen Entwicklung erwarten.

Ein Schlaganfall ist immer eine chronische Erkrankung, die Kinder brauchen lebenslang Therapien. Zur bestmöglichen Entwicklung der betroffenen Kinder können einzig die frühzeitige Diagnose und schnell einsetzende Rehabilitationsmaßnahmen verhelfen. Den betroffenen Kindern helfen vielfältige Therapien – darunter Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie und auch Kunst- und Musiktherapie.

Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe

Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe ist in den Bereichen Vorsorge, Notfall-Management und Akut-Versorgung sowie Rehabilitation und Nachsorge kompetenter Ansprechpartner. Das Service-Spektrum reicht dabei von der Aufklärung direkt vor Ort bis zur strukturiert koordinierten Versorgung, bei der einzelne Patienten durch den Dschungel aus Therapien, Anträgen und Unterstützungsmöglichkeiten begleitet werden. Wichtig ist dabei die schnelle, moderne und effiziente Versorgung. Die Stiftung ist der Lösungsanbieter rund um das Krankheitsbild Schlaganfall. Im Fokus stehen dabei immer die Interessen des Betroffenen und seiner Angehörigen.

Seit ihrer Gründung 1993 widmet sich die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe unabhängig und gemeinwohlorientiert ihrem Satzungsauftrag, Schlaganfälle zu verhindern und zur Verbesserung der Versorgung von Schlaganfall-Patienten beizutragen. Ziel ist es, umfassende Versorgungskonzepte für das Krankheitsbild Schlaganfall zu entwickeln und in der Praxis umzusetzen. Schon jetzt sorgt die Stiftung entlang der gesamten Versorgungskette für sich stetig verbessernde Prozesse und messbare Ergebnisse, wie etwa die zeitlich optimierten Abläufe in den Stroke-Units, der gesunkenen Sterblichkeit und der steigenden Zahl der Lyse-Anwendungen. Damit schafft sie die Voraussetzungen für schnelle und professionelle Hilfe und eine hochwertige Versorgung.

Rund 200 Regionalbeauftragte - meist Ärzte aus Kliniken und Rehabilitations-Einrichtungen- arbeiten ehrenamtlich mit der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe zusammen. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe hat bis jetzt über 480 Selbsthilfegruppen initiiert und unterstützt diese kontinuierlich. Über 200 Spezialstationen in Kliniken für Schlaganfall-Patienten, so genannte „Stroke Units“, wurden von der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe zertifiziert. In Kooperation mit der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe bieten 23 Regionalbüros bundesweit eine Anlaufstelle für Betroffene und Interessierte.

Seit zehn Jahren existiert zudem die Aktion Kinder Schlaganfall-Hilfe. Denn beinahe täglich wird in Deutschland ein Kind vom Schlaganfall getroffen, mehr als 300 sind es pro Jahr. Mit ihrer Aktion Kinder Schlaganfall-Hilfe hilft die Stiftung schlaganfallbetroffenen Kindern und ihren Familien seit zehn Jahren auf vielfältige Weise: Sie organisieren Familiencamps, Basisseminare, Kinderarztkongresse speziell zum Thema Schlaganfall, helfen bei der Gründung von Selbsthilfegruppen und haben die Institution eines Schlaganfall-Kinderlotsen ins Leben gerufen. Der Schlaganfall-Kinderlotse hilft Eltern durch den Dschungel von Diagnose, Therapie, Beantragungen, Gutachten etc.

Weitere Informationen unter www.schlaganfall-hilfe.de