Hintergrundinformationen: Brennpunkte Hamburg-Jenfeld und Hamburg-Billstedt
Die Stadtteile Jenfeld und Billstedt im Osten Hamburgs gelten als sogenannte Brennpunktviertel. Schon vor der aktuellen Flüchtlingskrise lebten hier viele Menschen ohne Perspektive, die Jugendkriminalität ist hoch. Durch den Zulauf von Flüchtlingen erleben diese Viertel im Moment einen massiven Wandel. Zwischen 6.000 und 7.000 Menschen mit Fluchterfahrung sind schon angekommen oder sollen in den nächsten Monaten hier untergebracht werden. Die Herkunftsländer sind Syrien, Afghanistan, Eritrea und der östliche Balkan. Ein sogenanntes Erstaufnahmelager mit nicht winterfesten Zelten für ca. 700 Personen und mehrere dauerhafte Unterkünfte mit über 800 Menschen sind schon in Betrieb. Insgesamt sind darunter ca. 220 Kinder und Jugendliche. Im Januar 2016 soll eine weitere Unterkunft für 700 Menschen eröffnet werden.
Neben den sprachlichen Barrieren bringen sie durch ihre Flucht und die erlebten schwerwiegenden Ereignisse in ihren Heimatländern häufig Traumata mit, die in der Arbeit berücksichtigt werden müssen. Die Nothilfe läuft zum Teil an, Konzepte für eine gelungene Integration dieser Menschen fehlen jedoch.
Die ARCHE in Hamburg-Jenfeld
Die Arche in Hamburg-Jenfeld arbeitet nun in ihrem zehnten Jahr und erreicht aktuell über 1.200 Kinder und Jugendliche und deren Familien. Viele der Kinder haben einen Migrationshintergrund. Seit September 2015 arbeitet ein Team der Arche in der Erstaufnahme "Jenfelder Moorpark", einem Zeltcamp für Flüchtlinge.
Personell und räumlich ist die Arche an ihren Kapazitäten angekommen. Dringend wird ein Büroraum für Beratungsgespräche und als Arbeitsplatz für einen weiteren pädagogischen Mitarbeiter benötigt. Die Arche versorgt über ihre Kleiderkammer zusätzlich ca. 20 Familien mit Fluchthintergrund mit Kleidung. Einmal pro Woche bietet sie in ihren Räumen Sprachunterricht für Eltern aus Flüchtlingsfamilien an. Ein ehrenamtlicher pensionierter Lehrer arbeitet hier mit 25 Elternteilen an ersten Spracherfahrungen. Eine Mitarbeiterin der Arche organisiert ehrenamtlich den Transport vom Flüchtlingscamp in die Arche.
Es fehlen zusätzliche spezielle Sprachförderangebote für Kinder und Jugendliche. Die aktive Elternarbeit muss erweitert werden, wenn ab Januar die dauerhafte Unterkunft "Grunewaldstr." hinzukommt. Rechtliche Beratung, Hilfe im Umgang mit Behörden u.v.m. müssen dringend koordiniert werden, ein Team von Ehrenamtlichen soll in diesem Bereich aufgebaut und organisiert werden. Ein neuer pädagogischer Mitarbeiter mit Erfahrungen im interkulturellen Bereich soll eingesetzt werden, um die wachsenden Aufgaben in diesem Bereich konzeptionell weiterzuentwickeln.
Kinder aus Flüchtlingsunterkünften sollen ebenfalls Zugang zu Essensangeboten, Hausaufgabenhilfe, Freizeit- und Ferienangeboten der Arche erhalten. Dabei ist es von großer Bedeutung, die Jenfelder Kinder, die schon lange im Stadtteil wohnen, mit den Flüchtlingskindern in Kontakt zu bringen und durch spielerische Angebote Vorurteile abzubauen. In dem Projekt „Mutmacher“ sollen Jugendliche aus Flüchtlingsunterkünften eine langfristige, verlässliche Beziehung zu den Mitarbeitern aufbauen und dadurch eine schulische und berufliche Zukunft entwickeln. Hierfür wichtig sind Bausteine wie das ehrenamtliche Jobpaten-Projekt, die enge Zusammenarbeit mit Handwerkskammer und IHK, Angebote wie ein jährliches Lerncamp oder intensive Nachhilfe.
Und auch die Arche in Berlin-Friedrichshain, die von „RTL – Wir helfen Kindern“ gefördert und im nächsten Jahr in einem neuen Gebäude neu eröffnet wird, erhält immer mehr Zulauf von Flüchtlingskindern. Hier müssen die Angebote ebenfalls dringend entsprechend angepasst und weiter ausgebaut werden.
Til Schweiger Foundation
Ziel der Til Schweiger Foundation ist die Verbesserung der Chancen benachteiligter Kinder und Jugendlicher jeglicher Herkunft und ihre Teilhabe an Bildung und sozialer Integration. Gegenwärtig kooperiert die Stiftung mit der Diakonie und dem Land Niedersachsen in Osnabrück bei dem Umbau eines ehemaligen Bundeswehrkrankenhauses in eine Erstaufnahmeeinrichtung. Hier wurde durch die Til Schweiger Foundation der Bau einer Kinderbetreuungseinrichtung initiiert. Die positiven Erfahrungen der Erzieher vor Ort, ebenso wie die Erfahrungen ehemaliger Flüchtlinge verdeutlichen, dass gerade die ersten Wochen in einem fremden Land die Grundlage für eine positive Integration sind. Das Gebäude wird als separates Gebäude auf einer Wiese direkt neben einem großen Spielplatz errichtet. Dies ermöglicht es den Kindern, für wenige Stunden den Alltag in der Flüchtlingsunterkunft hinter sich zu lassen und eine eigene Welt zu entdecken. Zeitgleich bekommen die Eltern Zeit für sich, die zur Verarbeitung der Erlebnisse genutzt werden kann. Die ausführenden Architekten sind bereits mit der Bauplanung befasst.
Außerdem sind in Osnabrück ein Musikzimmer und ein Fitnessraum in Planung. Neben dem Vorhaben in Osnabrück unterstützt die Til Schweiger Foundation die Arche und finanziert, neben dem Programm mit 'RTL-Wir helfen Kindern', die Einrichtung einer neuen Arche in Hamburg Billstedt mit. Daneben konnte bereits der Bestand des Villa Kunterbündnis in Güstrow gesichert, sowie in großem Umfang Lehrmaterialien "Deutsch für Asylbewerber" angeschafft und Unterrichtsmaterial für ehemalige Lehrer, die ehrenamtlich Flüchtlinge unterrichten, finanziert werden. Aktuell hat die Til Schweiger Foundation mehrere Zelte für Kinderprogramme in sechs Erstaufnahmeeinrichtungen beauftragt.