1976 begann „das Wunder Roncalli“ (Geo). Seither hat der Circus über 18 Mio. Menschen in ganz Europa verzaubert. Wie kein zweites Unternehmen hat Roncalli die internationale Circusszene inspiriert, fand Nachahmer von Schweden bis Italien, von Moskau bis Marokko.
Roncalli - das ist vor allem Bernhard Paul (*1947 in Lilienfeld/Österreich), Direktor, Regisseur, Gestalter und Manager in einem. Der ehemalige Art Director einer internationalen Werbeagentur träumte schon als Kind vom Circus, von einer fremden Welt, die so anders war als seine Heimat. Besessen sammelte er Plakate, Bücher und Programme, baute Circusmodelle und gab Vorstellungen im Familienkreis. Mitte der 70er Jahre fand er einen ausrangierten alten Circuswohnwagen. Mit seiner Restaurierung begann der Traum Wirklichkeit zu werden ... Der Detailbesessene kündigte seinen gut bezahlten Job beim Nachrichtenmagazin „profil“ in Wien und beschließt, fortan den idealisierten Circus seiner Kindheit zu realisieren, dessen Helden Grock, Charlie Rivel, Sarrasani, Schumann und Knie er so liebte. Und schon nach der Roncalli-Welturaufführung am 18. Mai 1976 in Bonn jubelten die Zeitungen: „Der Circus ist tot. Es lebe der Circus!“ Nach finanziell schwierigen ersten Jahren geht es im Juni 1980 richtig los: Es heißt Manege frei für „Die Reise zum Regenbogen“ auf dem Kölner Neumarkt. Der Schweizer Kabarettist Emil Steinberger ist Pate des Erfolges. Er leiht Bernhard Paul Geld und ist mitverantwortlich für die Regie. Die Pantomimen „Pic und Pello“ werden zu Publikumslieblingen. Die Wagen werden schöner, das Ambiente, am Reißbrett des Grafikers Paul entworfen, nimmt Gestalt an.
1985 produziert die ARD eine sechsteilige TV-Serie namens „Roncalli“ mit Stars wie Inge Meysel, Evelyn Hamann, Günter Lamprecht und Eddie Constantine. Und das ZDF sendet seine große Heiligabend-Sendung aus dem Circus. 1990 hebt Paul „Panem et Circenses“ aus der Taufe: ein kulinarisches Reise-Varieté mit Hans-Peter Wodarz und Alfons Schubeck an den Kochtöpfen, das im historischen Spiegelzelt Kunst und Kulinarisches verbindet und die Welle der „Erlebnis-Gastronomie“ mit auslöst. 1992 eröffnet Paul mit seinem alten und neuen Freund André Heller das legendäre Varieté Wintergarten in Berlin. Der 2,5 Millionen Mark teure neue Zeltpalast mit Logen wie in der Mailänder Scala wird 1993 eingeweiht. Viele weitere Varieté- und Café-Eröffnungen, Musik-Shows, circensische Inszenierungen und historische Jahr- und Weihnachtsmärkte unter der Roncalli-Flagge folgen.
Seither wird Roncalli Jahr für Jahr von bis zu 500.000 Menschen besucht. Der Circus machte aus circensischer Körperkunst einen Kunstkörper und lockte auch wieder Jugendliche, Intellektuelle und Künstler (Andy Warhol, Keith Haring, Leonard Bernstein, Sting, Siegfried & Roy, David Copperfield u.v.a.) in das Circuszelt. Sie erlebten nicht Löwen, die durch Feuerreifen springen, oder Schimpansen auf Motorrollern, sondern „Commedia dell'Arte“, „Salto vitale“ und „Teatro Paradiso“ (einige Programmtitel Roncallis). Ein roter Faden vom Vorspiel bis zum Finale, humoreske Zwischenspiele, liebevolle Übergänge, phantastische Kostüme wie aus dem Märchenbuch - ein Programm, das mehr ist als die Abfolge artistischer Nummern, eine Inszenierung, die die Vitalität des modernen Theaters ebenso nutzt wie die Elemente der Pantomime, der Kleinkunst und des Kabaretts. 120 Artisten, Musiker, Requisiteure und Mitarbeiter zeigen heute 450 Vorstellungen im Jahr.
„Was man mit Liebe macht, wird auch geliebt“, erklärt der dreifache Vater Bernhard Paul den Erfo