30 Jahre nach dem Ende der rassistischen Apartheid ist Südafrika noch immer das Land der Welt mit der größten Ungleichheit, gemessen an der Einkommensverteilung. 2023 lebten fast 40 Prozent der Bevölkerung von weniger als 3,50 Euro pro Tag; Hautfarbe spielt dabei eine entscheidende Rolle: Laut Weltbank ist ethnische Zugehörigkeit ein entscheidender Faktor für den Zugang zu Bildung.
Bertrams, das Viertel, in dem sich die Organisation „Timbuktu in the Valley“ befindet, spiegelt die soeben beschriebene Realität wider: Armut und Arbeitslosigkeit sind weit verbreitet; viele Bewohner sind Migranten aus anderen afrikanischen Ländern und haben keine ordentlichen Dokumente. Es fehlt an Zugang zu medizinischer Versorgung und adäquaten Bildungseinrichtungen. Es fehlt an sicheren öffentlichen Spielplätzen und grundlegenden Dienstleistungen, öffentliche Schulen haben unzureichende Kapazitäten, und Fremdenfeindlichkeit ist stets schwelend. Dazu kommt ein hohes Niveau an Alkohol- und Drogenmissbrauch. Häusliche Gewalt oder Vernachlässigung sind keine Seltenheit. Diese Umstände haben zur Folge, dass junge Menschen in einem Umfeld von Verzweiflung aufwachsen, in dem tatsächliche Chancen Träume bleiben und Träume irgendwann gekappt werden. Junge Menschen haben wenig oder keine Optionen für ihr Leben nach der Schule. Die prekären Lebensumstände erlauben es vielen Eltern nicht, ihre Kinder anzuleiten oder zu inspirieren, oder ihnen eine andere, bessere Zukunft durch Bildung zu ermöglichen. Wege aus dem Teufelskreis sind rar.
„Timbuktu in the Valley“ hat ein Lernzentrum für Kinder und Jugendliche in der Johannesburger Innenstadt. Es bietet jungen Menschen einen sicheren Raum, in dem sie selbstbestimmt lernen können und wo Wissen und Fähigkeiten vermittelt werden, die ihnen ein unabhängiges, selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Das Lern- und Lehrkonzept zielt darauf ab, dass junge Menschen Raum haben, Talente und Interessen zu entdecken und zu erkunden. Neben einem strukturierten Workshop- und Stundenplan werden das selbstbestimmte Lernen und eigene Initiativen gefördert. Für viele junge Menschen ist die Einrichtung ein zweites Zuhause: Sie lernen, essen, treffen Freunde, können sich und ihre Kreativität oder Talente entfalten. Sie dürfen Kind sein und das in einem geschützten Raum. Im Großen zielt unsere Intervention nicht nur darauf ab, physisch einen sicheren Raum zu gewähren und Fähigkeiten zu vermitteln, sondern auch Geborgenheit, Zugehörigkeitsgefühl und Vertrauen in sich selbst und gegenüber Mitmenschen aufzubauen.
Das Zentrum befindet sich derzeit in einem Gebäude in Victoria Yards, einem urbanen Entwicklungsprojekt in Bertrams, das 2016 als Raum für Künstler und Kreative geschaffen wurde. Hohe Zäune und Security Guards gewähren die Sicherheit innerhalb des Komplexes. Doch das hat auch seinen Preis: Neben dem Verlangen hoher Miete hat das Management von Victoria Yards immer wieder klargemacht, dass langfristig keine Kinder erwünscht sind. Der große Außen- und Gartenbereich kann nicht genutzt werden, es gibt keine adäquaten bzw. designierten Toiletten für die jungen Menschen und keine Schlafmöglichkeiten. Mit den Spenden soll das Lernzentrum langfristig aufgebaut werden: dem Bau/Ausbau der Räumlichkeiten sowie der Weiterführung, der Stärkung und dem Ausbau bisher bestehender Programme.